Ernährung
Tipps und Tricks für den Alltag bei chronischer Nierenkrankheit
Optimale Ernährung bei Nierenerkrankungen ist nicht für alle gleich, aber folgende Ziele wollen wir mit Ihnen erreichen:
- Vermeiden von zu starker Wassereinlagerung und damit hohem Blutdruck durch salzarme Ernährung
- Vermeiden von Gefäß- und Gewebeverkalkung durch zu hohe Phosphatwerte
- Vermeiden von Mangelernährung
- Vermeiden von zu hohen Kaliumwerten
Dabei soll trotzdem gelten:
- Gesunde Ernährung und trotzdem Freude am Essen haben !!!
- Für weitere Fragen steht Ihnen wir Ihnen immer zur Seite!
Eiweiß ist lebensnotwendig!
- Für den Aufbau und Erhalt der Muskeln, Funktionsstoffe und Blutbildung
Eiweißgehalt:
100 g Fleisch, Fisch, Schnittkäse: 20 g Eiweiß
100 g Wurst, Ei, Frischkäse: 13 g Eiweiß
100 g Brot, Nudeln, Reis, Kuchen: 8 g Eiweiß
100 g Gemüse, Obst, Kartoffeln: 1 g Eiweiß
Calcium- und Phosphatstoffwechsel
Schon bei leichter Einschränkung der Nierenfunktion kann es zu Vitamin D-Mangel kommen.
Gleichzeitig zu hohe Phosphat-Einnahme kann zum „Phosphatstau“ führen, da die Ausscheidung über die Niere reduziert ist.
Ein hoher Phosphatgehalt im Blut und Vitamin D-Mangel bewirken eine vermehrte Ausschüttung des Parathormon (PTH) aus der Nebenschilddrüse. PTH sorgt für eine gesteigerte Freisetzung des Calciums (und Phosphat) aus den Knochen. Da die Ausscheidung von Phosphat über die Niere nicht gesteigert werden kann, wird noch mehr PTH gebildet. Langfristig dünnen die Knochen aus und das freigesetzte Calcium lagert sich in den Gefäßen, den Gelenken und in der Haut ab (Juckreiz).
- Was können wir dagegen tun?
Die optimale Phosphataufnahme:
„Schädliche“ Phosphate sind Hauptbestandteil vieler industriell verarbeiteten Lebensmittel wie Softdrinks, Fast-Food, Wurst, verarbeitetes Fleisch z.B. Hackfleisch-Pads, Schmelzkäse, Tiefkühlnahrung, Snacks, Instant-Produkte, gefrorene Backwaren, etc.. Sie verlängern die Haltbarkeit, verhindern mikrobielles Wachstum und verbessern die Farbe und das Aussehen der Prodikte. Sie verstärken außerdem den Geschmack, reduzieren Kochverluste und erhöhen den Wassergehalt. Dieses zugesetzte anorganische Phosphat sind nicht proteingebunden, sondern in Form von Salzen, die zu >90% aus der Nahrung resorbiert werden. Dagegen werden proteingebundene Phosphate in z.B. unverarbeitetem Fleisch, Milchprodukten, Gemüse nur zu 40-60% aus dem Darminhalt aufgenommen und sind deshalb gesünder. Phosphate sind grundsätzlich notwendig für den menschlichen Organismus für Knochen, Wachstum, Energieversorgung, viele Enzymfunktionen und Hormonwirkungen sowie als Puffer zur Kontrolle des Säure-Basen-Haushalts. - Bei fortgeschrittener Nierenfunktion muss die Phosphataufnahme aber zum Erhalt des Gleichgewichts bei verminderter Ausscheidung durch die Nieren gebremst werden.
Dies kann mit Phosphatbindern erreicht werden. Phosphatbinder müssen auf das „phosphathaltige“ Essen und Trinken abgestimmt werden.
Beachten Sie die unterschiedlichen Einnahmezeiten:
Calciumcarbonat muß vor dem Essen eingenommen werden,
Calciumacetat, Renagel, Sevelamer, Phosphonorm und viele andere zum phosphathaltigen Essen,
Antiphos und Aludrox 10-20 Minuten vor dem Essen. - Das „schlechte“ Phosphat wird nur zum Teil gekennzeichnet in Lebensmitteln. Achten Sie beim Einkauf auf folgende Nummern:
E 240
E 332
E 338
E 339
E 340b
E 341
E 450a
E 450c
E 540
E 543
E 544
E = Europa
Phosphat-Checkliste:
- Phosphatbinder nicht mit anderen Tabletten einnehmen
Zu viel Kalium kann „aufs Herz gehen“!
Manche, nicht alle Patienten, scheiden auch wenig Kalium über die Nieren und den Darm aus. Dann kann der Kaliumgehalt des Blutes ansteigen.
Behandlung:
- Diät
- Medikamente (Kaliumbinder)
- Dialyse
Tipps, um Kalium zu sparen (nur für Patienten mit hohem Kalium-Wert):
Kaliumreiche Nahrungsmittel vermeiden!
Kaliumreiche Nahrungsmittel sind alles was getrocknet und konzentriert ist:
Trockenobst wie Rosinen, Datteln und Feigen, getrocknete Pilze, Kartoffelchips, Nüsse, Diätsalz, Säfte, Bananen, Kartoffeln und anderes Gemüse !!!
Nur 1 Stück/eine Handvoll rohes Obst pro Tag (ca. 150 g)
Kaliumarme Beilagen essen: Reis, Nudeln, Spätzle, Semmelknödel
Kalium kann bei Kartoffeln und Gemüse um ca. 50 % reduziert werden !
Wie kann Kalium durch die Zubereitung reduziert werden?
- „Wässern“
Kalium kann bei Kartoffeln und Gemüse um ca. 50 % reduziert werden! - Kartoffeln und Gemüse kleinschneiden, in viel Wasser kochen und das Kochwasser wegschütten
- Obst/ Gemüse aus Dosen ohne die Dosenflüssigkeit essen!
Salzarme Ernährung
Bluthochdruck, Wassereinlagerung und Blutdruckabfälle bei Dialyse
Die Hauptursache ist: zu hoher Salzkonsum
10 Gramm Salz bindet 1 Liter Wasser
Lösung: „Würzen statt Salzen“, die Salzaufnahme sollte laut WHO unter 5g pro Tag bleiben. Das ist sehr schwer mit unseren Nahrungsgewohnheiten zu erreichen, deshalb empfehlen wir zumindest auf 10-15g zu begrenzen, was schon einige Anstrengung erfordert. Vorsicht bei Außerhausverpflegung (Kantine, Restaurant, Schnellimbiss, etc.). Hier wird oft überreichlich gesalzen! Informieren Sie das Küchenpersonal darüber, dass Sie salzarm essen möchten (z.B. Pommes frites ohne Salz, etc.).
Bei Fertigprodukten auf Natriumgehalt achten (unter 140-200 mg pro Portion bleiben, für eine ganze Mahlzeit unter 500-600mg bleiben).
Vermeiden Sie
- gepökelte, gesalzene und geräucherte Fleisch- und Fischwaren (Rauchfleisch, gekochter und roher Schinken, Pökelhering, zugesetzte Konservierungsstoffe)
- Dauerwurst, Salami., Fischkonserven, Matjesheringe, Fertigsoßen (Grillsaucen, Ketchup etc.), die meisten Käsesorten außer „weißer“ Käse, wie Mozarella, Frischkäse, Quark etc..
- Fertigprodukte (z.B. Suppen, Saucen) und Konserven
- Salzgebäck z.B. Salzstangen, Salzbrezeln, Käsegebäck
Natriumarmes Mineralwasser (unter 20 mg Natrium/l) sind für Bluthochdruckpatienten besonders gut geeignet. Meiden sollte man Mineralwässer oder stille Wässer mit über 200 mg Natrium/l. Mit am besten geeignet ist Leitungswasser, die Qualität von Leitungswasser liegt über den meisten Mineralwassern und der Natriumgehalt ist in unserer Region nur 9,5 mg/l!!!
Kontakt: 06201 / 94790
Nierenzentrum Weinheim